Hausmagazin

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Die bekannteste Ruine im Freiamt

Eddy Schambron, Ressortleiter AZ Freiamt, Aargauer Zeitung

2019

Das markante Haus der Bräms war ursprünglich eine Ziegelei, zur Zeit der Pferdepost auch ein Gasthof. An einer Tür steht die Jahreszahl1819. Später wurde sie zur Gärtnerei. Doch eine Umzonung hatte fatale Folgen für das einst stattliche Gemäuer. Die Geschichte hinter Frau Bräms Alter Gärtnerei.

Die eingefallenen Gemäuer der Alten Gärtnerei am südlichsten Zipfel des Freiamts kennt jeder, der je von Dietwil Richtung Luzern gefahren ist. Das hohe Dach mit dem Türmchen hat schon so manche Fantasie angeregt und ist wohl die bekannteste Ruine der ganzen Region. Jetzt soll sie abgerissen werden, an ihrer Stelle soll eine neue Gärtnerei entstehen.

Seit Frühling 2008, als nur wenige Monate nacheinander erst Hans und dann Maira Bräm, die ehemaligen Besitzer, starben, steht die Ruine leer. Doch wie kam es, dass ein einst so schönes, stattliches Gebäude wie die Alte Gärtnerei zu einer so traurigen Ruine zerfallen konnte?

Das markante Haus der Bräms war gemäss «Kunstdenkmäler der Schweiz» ursprünglich eine Ziegelei, zur Zeit der Pferdepost auch ein Gasthof. An einer Tür steht die Jahreszahl 1819. Um 1920 herum richtete Josef Meier eine Gärtnerei ein, sein Sohn Walter Meier-Bächler stellte den Gärtnereibetrieb 1963ein. Aus einem Privatkonkurs kauften Hans und Maira Bräm das Haus. Nach einer Rückzonung der Liegenschaft aus der Gärtnereizone (Landwirtschaftszone 2) in die Landwirtschaftszone fühlten sich Bräms als die Betrogenen.

Fatale Folgen einer Umzonung

Mit der Umzonung war der Wert der Liegenschaft gesunken, mit ein Grund für die Banken, kein Geld für die Renovation zur Verfügung zustellen. Seither war Frau Bräm schlecht auf sie zu sprechen, wie sie es gegenüber der Aargauer Zeitung klar machte, die sie 2005/2006 einen Winter langregelmässig in ihrem Daheim besuchte und darüber eine Artikelserie publiziert hatte. «Wir waren kreditwürdig, aber die haben uns abgewürgt.»

Schlecht zu sprechen war sie bald auch auf die Kulturgutschützer. 1983 liess sie das Haus nämlich unter kantonalen Denkmalschutz stellen. «Die wollten alle Bäume gefällt haben und haben mit Enteignung gedroht. Da habe ich sie zum Teufel gejagt», erzählte Frau Bräm, «die waren schnell wieder draussen.» Die Alte Gärtnerei steht längst nicht mehrunter Denkmalschutz, und ihr Zustand lässt tiefe Einblicke in die Konstruktion zu. «Da wurden damals schon mal Bohnenstickel verbaut», stellte Frau Bräm fest. Ausserdem sei vieles mit Altmaterial realisiert worden. «Zum Ausfachen des Riegels wurden Schutt und zum Teil zerbrochene Ziegel verwendet.» Die Balken in den Decken seien irgendwie nicht nach statischen Überlegungen, sondern über den Daumen gepeilt verlegt. «Viel Pfusch.»

Gemeinde machte sich Sorgen

Der damalige Zustand des Hauses, als Bräms noch darin wohnten, war bereits so schlecht, dass sich der Gemeinderat Dietwil Sorgen um die Bewohner machte. Am 24. Februar 2004 bestätigten Hans und Maira Bräm dem Gemeinderat aber schriftlich, «dass wir auf unserem Grundstück trotz desolaten Zustandes unseres Wohnhauses durchaus in der Lage sind, darin unbeschadet zu leben». Es habe noch genügend Räumlichkeiten, «in denen wir trocken und ‹warm› verweilen können». Ein Verlassen der Liegenschaft kam für sie überhaupt nicht infrage. Ausserdem bestehe die Möglichkeit, «wenn es nötig wäre, einen komfortablen Wohnwagen auf das Gelände zu stellen (wenn nicht wieder irgendwelche idiotischen Vorschriften des Kantons das verhindern) und darin zu wohnen».

 

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